stern 44/2004
(S.
3) Andreas Petzold, editorial
Der
brutale Stellen-Kahlschlag bei der Traditionsmarke Opel entlarvt die
Folgen der
Globalisierung und die Tatsache, dass manche amerikanische
Unternehmenslenker
weit weg sind von der deutschen Arbeitskultur.
Leserbriefe
(S. 13)
Andreas
Meyer, Bochum: Wann begreift Deutschland, dass die Probleme nicht in
hohen
Arbeitskosten und niedriger Produktivität liegen, sondern in der
Habgier der
Aktionäre?
Michael
Ruhaas, Weimar/Hessen: Wann lernen die Unternehmer und Banken endlich,
dass
Arbeitszeitverlängerung keine Arbeitsplätze schafft,
geschweige denn sichert?
Ihr Ziel ist es, durch längere Arbeitszeiten Löhne und
Gehälter zu drücken.
(S.26)
Opel-Krise:
Der Aufstand der Arbeiter
Die
Beschäftigten bei Opel in Bochum erleben, was viele in Deutschland
fürchten:
_Eiskalte Manager_ befinden sie als lästig, teuer - und somit
überflüssig. Die
Malocher wehren sich und wissen doch, dass sie ohnmächtig sind.
(S.
32) "Bush
und General Motors sind ein Herz und eine Seele", sagt der
Gewerkschafter
mit der Baskenmütze [Ludger Hinse, Bochumer IG-Metallchef]. "Die
Detroiter
finanzieren dessen Wahlkampf. Und weil die Polen brav mit Bush in den
Irak-Krieg gezogen sind und ihre Jagdflugzeuge bei Lockheed bestellt
haben,
kriegen die das Opel-Werk in Gleiwitz und den Zafira. So wird das 'alte
Europa'
abgestraft."
(S.
38) Opel
ist letztlich ein Opfer der Globalisierung, die sich nirgendwo so sehr
bemerkbar macht wie in der Automobilindustrie. Nur noch neun
große Hersteller
teilen sich den Weltmarkt. Produziert wird nach einheitlichen
Standards, denn
auch in Schwellenländern wie China oder Russland akzeptieren die
Kunden längst
keine alten, technisch überholten Modelle mehr. Also sehen auch
die Fabriekn
überall ähnlich aus, egal, ob sie in Deutschland, Polen oder
der Türkei stehen:
saubere, lichtdurchflutete Hallen, ausgerüstet mit modernster
Technik, die bei
gleicher Mitarbeiterzahl identische Qualität liefern. Die
Opel-Arbeiter
konkurrieren mit ihren Kollegen im polnischen Gliwice. Beide
Belegschaften
bauen den Golf-Konkurrenten Astra. Der Unterschied: der höhere
deutsche Lohn,
die noch höheren deutschen Lohnnebenkosten, die kürzere
deutsche Arbeitszeit -
und sonst nicht viel.